E s t h a l    21.10.2013  

Gemeinde Esthal
Bürger in Notsituationen soll geholfen werden
Informationsabend zum Thema "Bürger helfen Bürger"

Bürger die in Not geraten und spontane Hilfe benötigen, soll zukünftig auch in Esthal schnell und unbürokratisch geholfen werden können, bzw. beratend zu Seite stehen. Dies könnte mit ehrenamtlichen Helfern als Nachbarhilfe "Bürger helfen Bürger" unter dem Dach eines Tragervereins geschehen. Bevor jedoch der Wunsch in die Tat umgesetzt werden kann, hat Bürgermeister Gerhard Kuhn, Vereinsvertreter und interessierte Bürger zu einem Informationsabend in das Bürgerhaus eingeladen.

Mit gutem Beispiel geht die Stadt Lambrecht (Pfalz) seit geraumer Zeit voran. Sie hat einen Trägerverein Nachbarhilfe Lambrecht "Bürger helfen Bürger" erfolgreich gegründet.

Warum einen solchen Verein gründen? Stadtbürgermeister Michael Stöhr wies auf die demografische Entwicklung hin, in der es zunehmend ältere Menschen und weniger Jüngere gibt. Dies hat auch zu folge, dass die traditionellen familiären und nachbarschaftlichen Hilfesysteme zurückgehen. Er wies auf die Verschlechterung der Infrastruktur hin , besonders im ländlichen Raum. Dabei verliert das "Wir-Gefühl" als ein wichtiger Grundstein für Lebensqualität im Ort mehr an Bedeutung.
Dem entgegen soll ehrenamtliches Engagement wirken. Es soll die Lebensqualität im Ort stärken, soll Notlagen auffangen und das "Wir-Gefühl" stärken, damit es sich lohnt, im Ort zu leben und hier alt zu werden.

Wie es in Lambrecht funktioniert erklärte Werner Lang. Wer Hilfe braucht, wendet sich zu festgelegten Zeiten persönlich an das Nachbarhilfebüro oder ruft eine Telefonnummer an. An dieser Schnittstelle wird entschieden ob der Tragerverein mit ehrenamtlichen Helfern kurzfristig einspringt, ob das Anliegen weitergeleitet wird an Dienstleister oder das Hilfegesuch abgelehnt werden muss. Lang erklärt, dass kurzfristig geholfen werden kann beim Arztbesuch, beim Einkaufen, beim Friedhofsbesuch, bei Behördengängen/Schriftverkehr, kurzzeitge Haushaltshilfe bei Krankheit oder nach Krankanhausaufenthalt. Weiter im Angebot stehen Kranken- und Altenbesuche, gemeinsam spazieren gehen, Blumen gießen, kleine Gartenhilfe, kleine Reparaturen ausführen und Hilfestellung bei Problemen mit technischen Geräten.

Die Hilfeleistungen sind kostenfrei, Spenden sind willkommen.

Zuvor muss jedoch ein Register erstellt werden, in die hilfsbereite Bürger ihre Bereitschaft erklären ehrenamtlich für das Projekt tätig zu sein. Die eingetragenen Helfer wählen je nach ihren Fähigkeiten und Wünschen aus einem Angebot von Einsatzgebieten das aus, zu dem sie später zu Hilfeleistungen gerufen werden können.

Damit der Hilfeservice auf rechtlicher Grundlage geschieht, ist es wichtig einen Tragerverein zu gründen, erklärt Wilhelm Ohler. Dieser muss nicht eingetragen werden, jedoch über eine Satzung verfügen, die die Gemeinnützigkeit ausweist. Vorsitzender des Lambrechter Trägervereins ist der Stadtbürgermeister. Ohler schlägt vor, für Esthal auch den Ortsbürgermeister festzulegen. Die finanzielle Abwicklung übernimmt die Verbandsgemeindeverwaltung, die sich auch um die Erstellung von Spendenquittungen kümmert. Kontrolliert wird die finanzielle Abwicklung durch den Stadtrat. In Esthal wäre dies der Gemeinderat. Der Gemeinderäte wären somit satzungsgemäß die Kassenprüfer.

Damit ein Verein gegründet werden kann, bedarf es natürlich Mitglieder. In Lambrecht wurde dies so gelöst, dass Vereine und Gruppierung Mitglieder des Trägervereins sind. Sie stellen keine ehrenamtlichen Helfer bereit. In der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung hat jeder eingetretene Verein/Gruppe ein Stimmrecht. Die Versammlung entlastet den Vorstand und beschließt größere Anschaffungen. Ansonsten steht dem Vorstand ein Moderatorenteam beratend zur Seite.

Es ist ein langer Weg, bis das Angebot von den Bürgern angenommen wurde. Es bedarf viel Geduld und Gespräche, um die Hemmschwelle "sich helfen zu lassen" überwunden wird, gab Michael Stöhr den Esthalern mit auf ihren Weg.

Ortsbürgermeister Gerhard bedankte sich bei den Referenten des Abends. Es gibt in Esthal sicherlich Bedarf an einem solchen Angebot. Kuhn wird in nächster Zeit sich mit den Vereinen und Gruppierungen des Ortes in Verbindung setzen und die Bereitschaft einer Mitgliedschaft abfragen. Danach wird das Anliegen im Gemeinderat besprochen.

 

von Harald König