L a m b r e c h t ( P f a l z )   11.04.2012  


Posdiumsdiskussion
Bürgermeisterkandidaten beziehen Position und stellen sich Fragen aus dem Publikum

Am 22.April 2012 wählt die Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) einen neuen Bürgermeister. DIE RHEINPFALZ hatte am 11. April zu einer Podiumsdiskussion mit den 3 Kandidaten Manfred Kirr (parteilos/von der SPD unterstützt), Thomas L. Kratz (CDU) und Eric Wenzel (FWG) in das Lambrechter Gemeinschaftshaus eingeladen. Im Gespräch mit dem RHEINPFALZ - Redakteur Jörg Schmihing, seit 2009 Leiter der Lokalredaktion in Neustadt, bezogen sie Position zu Themen und Problemen und stellten sich auch den Fragen aus dem Publikum.

In seiner Begrüßung hob Schmihing die Wichtigkeit der Veranstaltung hervor, soll sie doch die Bürger in der Verbandsgemeinde motivieren an der Wahl am 22. April teilzunehmen. Hohe Wahlbeteiligung sei immer ein gutes Zeichen für eine funktionierende Demokratie.

Die Vorstellung der Bewerber erfolgte in alphabethischer Reihenfolge.

"Die Verbandsgemeinde ist mein Leben", sagte der gebürtige Weidenthaler Manfred Kirr bei seiner Nominierung als Verbandsbürgermeisterkandidat. Diese Verbundenheit dokumentiert auch seine berufliche Kariere bei der Verbandsgemeindeverwaltung. Der Gang von Haustür zur Haustür mag der 55jährige zweifache Familienvater nicht. Die Frage des Moderators, wo er sich am wohlsten fühlt, beantwortet Kirr mit dem Satz: "Hinter den Kulissen die Fäden in der Hand haltend ". Er sei nicht der Mensch der im Mittelpunkt stehen muss und das stehen in der ersten Reihe liegt ihm nicht so sehr, ergänzte Kirr weiter.

Thomas L. Kratz tritt als Gestalter, nicht als Verwalter für die CDU zur Bürgermeisterwahl an. Der gebürtige Elmsteiner ist freier Handelsvertreter in der Versicherungsbranche, verheiratet und Vater zweier Kinder. Seine politische Erfahrung ist beträchtlich, sagte Moderator Jörg Schmihing. Kratz ist seit 2004 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Elmstein, 10 Jahre Ortsgemeinderat und seit 2009 Sprecher der CDU im Verbandsgemeinderat. Kratz sieht keinen Unterschied zwischen Versicherungsverträgen und politischen Botschaften. Die müssen nur verkauft werden.

Eric Wenzel der mit 37 Jahren jüngster Bewerber um das Bürgermeisteramt leitet derzeit den Konzerneinkauf eines internationalen Anlagenbauers. Nebenberuflich arbeitet Wenzel als Unternehmensberater. Seine politischen Sporen hat sich der zweifache Familienvater als Fraktionsprecher der Freien Wähler im Ortsgemeinderat seines Wohnortes und stellvertretender Sprecher der FWG-Fraktion im Verbandsgemeinderat verdient. Auf die Frage des Moderators ob er  im Hinblick auf seine berufliche Arbeit beratungsresistent sei, gab er zur Antwort, dass jedes noch so kleine Thema, das jeder einzelne von uns hat, mit einer gewissen Toleranz angegangen werden sollte.

Fünf Schwerpunktthemen hatte Jörg Schmihing für den Diskussionsabend ausgesucht, die wie er dachte von entscheidender Bedeutung sein werden und den zukünftigen Bürgermeister in den kommenden acht Jahren beschäftigen werden.

Bei der Entwicklung des Schulstandortes Lambrecht und die Umwandlung der jetzigen Realschule plus in eine Integrierte Gesamtschule.(IGS), zeigten alle 3 Bewerber Einigkeit, dem schlechten Image der jetzigen Schulform zu entkommen.

Für den Kandidaten Wenzel ist die Schaffung einer IGS in Lambrecht ein Standortfaktor und sehr zielführend, er sieht aber den Kreis als Schulträger in der Verantwortung. Die Verbandsgemeinde kann hier nur beratend fungieren. Alternativ sieht Wenzel die Einrichtung einer Fachoberschule, Voraussetzung hier wäre aber die Schaffung von genügend Praktikumsplätzen. Dreh- und Angelpunkt ist jedoch die Attraktivität des Standortes Lambrechter Tal für junge Familien zu steigern, um deren Wegzug zu stoppen und neue Familien anzulocken.

Thomas Kratz sieht das jetzige Schulmodell als nicht schlecht an. Es liegt an den Eltern, keinen großen Bogen um die Lambrechter Schule zu machen und ihre Kinder dorthin zu schicken. In der Schule werde eine hervorragende Arbeit von den Lehrkräften geleistet, die von den Schülern begeisternd angenommen wird. Durch die sinkenden Schülerzahlen sieht Kratz die Notwendigkeit der Schaffung einer IGS, da sonst das Tal ausbluten werde. Kratz habe bereits in mehreren Gesprächen positive Stimmen vernommen.

Für Kirr ist die Realschule Plus nicht mehr die beste Schulform, das haben auch Gespräche mit den Schulleitern ergeben und deshalb sieht der Büroleiter hier Handlungsbedarf, den Schülern ein zeitgemäßes Bildungsangebot zu schaffen. Man werde sich seitens der Verwaltung um eine neue Schulform bemühen. Gespräche mit dem Landkreis werden in der kommenden Woche stattfinden.

Eine gute Infrastruktur in der Verbandsgemeinde ist ein gutes Argument junge Familien dorthin zu locken. Ist es sinnvoll und bezahlbar, bei sinkender Bevölkerung, dass sich jede Ortsgemeinde einen eigenen Kindergarten, eine eigene Grundschule und eine eigene Feuerwehr leisten kann? Mit dieser Frage stellte Jörg Schmihing weitere Standortfaktoren zur Diskussion.

Für den CDU Kandidaten Kratz ist es ein Glück, dass es noch in jeder Gemeinde Kindergärten gibt, in fast allen Orten noch Grundschulen und Feuerwehren gibt. Es gibt noch genügend Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten. Gerade das Einkaufen vor Ort ist besonders für die älteren Mitbürger wichtig. Kratz bedauert, dass es in der Verbandsgemeinde kein Konzept gibt, dem demographischen Wandel entgegen zu wirken. Seine Gemeinde Elmstein wäre gerade dabei über die "Dorfmoderation" Konzepte hierfür zu erstellen. Auf Rückfrage des Moderators sieht Kratz keine finanzielle Notwendigkeiten die Feuerwehren zusammenzulegen. Eventuelle  Schließungen von Grundschulen liegen einzig und allein in der Verantwortung der ADD.

Für die Kindergärten sieht sich Manfred Kirr seitens der Verwaltung nicht in der Verantwortung. Hier sind die Gemeinden in der Pflicht. Persönlich ist es aber zwingend notwendig, dass Kindergärten im  Ort bleiben. Zu den Pflichtaufgaben einer Verbandsgemeindeverwaltung gehören auch die Grundschulen und die Feuerwehren. Ergänzend wies Kirr darauf hin, dass der Standort der Lambrechter Feuerwehr nicht erweiterbar ist, und somit stellt sich für iIhn nicht die Frage einer Zusammenlegung von Wehren.

Im Angesicht des demografischen Wandels wird auch dem FWG Kandidaten Wenzel die Frage gestellt, ob die Vorhaltung all dieser Einrichtungen machbar, möglich und sinnvoll seien. Für Wenzel steht ein klares Ja, wenn es um den Verbleib der Kindergärten und der Grundschule geht. Allerdings sieht Wenzel die Notwendigkeit, das Betreuungsangebot derart auszubauen, dass junge Familien im Tal bleiben oder gar hierher ziehen. Wenzel bemängelt das Fehlen eines ganzheitlichen Konzeptes. Feuerwehren sind Teil des Kulturgutes einer Gemeinde, die es zu Erhalten gilt. Die Versorgung der Bürger mit einem breitgefächerten Lebensmittelangebot hält Wenzel als sehr wichtig und schlägt vor, dies gegebenenfalls über genossenschaftliche Strukturen zu bewerkstelligen. Dem Vorschlag Wenzels hielt Manfred Kirr entgegen, dass es nicht zu den Aufgaben einer Verbandsgemeindeverwaltung gehört sich um die Versorgungsproblematik in den Gemeinden zu kümmern.

Interessant die nächste Frage des Moderators, was die Kandidaten mit 1 Million anfangen würden, wenn sie über dieses Geld frei verfügen könnten.

Kandidat Kirr würde 100 000 Euro in die Offene Jugendarbeit stecken, jedem Kindergarten in der Verbandsgemeinde 20 000 Euro geben, den Rest bis 500 000 Euro bekäme der Verein "Bürger helfen Bürger" und die restlichen 500 000 Euro bekäme der Kreis, wenn dieser eine IGS in Lambrecht verwirklichen würde.

Eric Wenzel würde das Geld in einen Gründerpark einsetzen. Dieser würde Existenzgründer aus dem Bereich der Universität in der Verbandsgemeinde die Möglichkeit bieten mit ihren Ideen zu experimentieren, die gegebenenfalls zum Erfolg führen könnten. Dieser Erfolg würde Arbeitsplätze schaffen und vielleicht einen Zuzug neuer Bürger bewirken.

Kratz möchte für diese Entscheidung die Bürger mit ins Boot holen, und die sollten dann über die Verwendung entscheiden dürfen.

Beim Thema  Wirtschaftförderung sieht Wenzel sehr gute Strukturen. Die Anbindung an die Autobahnen ermöglicht dabei kurze Wege. Seine guten Kontakte zu der Industrie und zu der Metropolregion Rhein/Nekar sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Ansatzpunkte zu Gesprächen sind vorhanden und freigewordene Gewerbeflächen in der Verbandsgemeinde sind genügend vorhanden. Wichtig ist für Wenzel, dass die Verbandsgemeinde dabei als Moderator auftreten muss.

Für Kirr scheitert die Wirtschaftsförderung, besonders die Förderung von Betriebsneuansiedlungen an der nicht vorhandenen finanziellen Ausstattung. Kirr rechtfertigte auch das Verhalten der Verwaltung dies bezüglich, da in der Vergangenheit keine Initiative seitens des Verbandsgemeinderat in diese Richtung gestartet worden ist. Einspruch kam prompt von seitens des FWG Kandidaten, der anmerkte, dass die Verbandsgemeinde einen Wirtschaftsentwicklungsausschuss hat, in dem Wenzel seit 2009 Mitglied ist, aber in dieser Zeit noch nicht einmal getagt hat.

Für das Amt des zukünftigen Verbandsbürgermeisters bräuchte man laut Thomas L. Kratz gleichzeitig einen Visionär und einen Konkursverwalter. Sein Rezept wäre eine Bestandskartei aller vorhandenen Gewerbeflächen in der Verbandsgemeinde, damit Interessenten rasch geholfen werden könnte. Auch ist das flächendeckende Internet von großer Wichtigkeit. Als Visionär sieht Kratz die Zukunft der Verbandsgemeinde als die Verbandsgemeinde der Nachhaltigkeit. Betriebe die umweltschonend und nachhaltig produzieren sollen sich hier ansiedeln können.

Die Diskussion um die Planung zum Ausbau der B 39 in Neustadt am Nadelöhr zum Lambrechter Tal, wird zur Zeit angestoßen. Eigentlich sollten die Bürgermeisteranwärter glühende Verfechter dieses Projektes sein, erwartete Moderater Jörg Schmihing in seinem nächsten Fragenblock.

Manfred Kirr sieht die Sache als zweischneidiges Schwert, zum einen wäre es für die wirtschaftliche Anbindung sinnvoll, jedoch wird dadurch der Schwerlastverkehr zunehmen und die Unfallgefahr auf der engen Straße steigen - eine Zumutung für die Anlieger. Falls die Maßnahme durchgesetzt wird, sollte man, so Kirr, mit entsprechenden Maßnahmen dem zu erwartenden wachsenden Schwerlastverkehr entgegen steuern.

Ebenso wie Kirr sprach sich der CDU Kandidat Kratz aus. Auch könnten sich durch den zunehmenden Autoverkehr der Wiederverkaufswert der Immobilien entlang der B39 negativ entwickeln.

Wenzel sieht die Problematik der Immobiliensituation entlang der B39 mehr als eine Resignation der Menschen, die für sich keine Perspektiven in den Talgemeinden sehen. Mittlerweile verliert die Verbandsgemeinde Lambrecht jährlich 200 Mitbürger, darunter viele durch Wegzug. Wenzel sieht viele Faktoren als Notwendig an um die Existenz der Verbandsgemeinde zu sichern. Darunter auch den Ausbau der B 39 und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Urlaubsregionen wie Schwarzwald und Bodensee machen es uns vor, erklärt Wenzel, dort wo starker PKW Verkehr, auch mit LKW, Urlaubsregion und Zuzug zusammen funktionieren.

Auch Fragen aus dem Publikum wurden den Kandidaten gestellt, darunter die Frage ob Windanlagen im Bereich der VG aufgestellt werden sollen.

Thomas L. Kratz sieht keine Möglichkeit die bis zu 200 Meter hohen Anlagen zu installieren. Allein der Transport durch die Enge des Tales wird ein solches Vorhaben scheitern lassen.

Für Eric Wenzel sind Windräder keine Schreckensvision sondern eine sinnvolle Investition, die letztendlich Arbeitsplätze schaffen wird. Wenzel bedauert, dass man in den Diskussionen lediglich über die sogenannten horizontalen Windräder redet. Andere Modelle wie eine vertikale Windkraftanlage würden sich viel harmonischer in das Landschaftsbild einfügen. Diese Wege sind leider noch nicht angedacht worden, da man sich lediglich auf die Angebote eines Betreibers fixierte. Wenzel favorisiert auch dezentrale Lösungen wie sogenannte Kleinstwindräder. Aber letztendlich wird ein ausgewogener Mix aus Windkraft, Wasserkraft und Sonnenenergie die Lösung sein.

Manfred Kirr braucht keine Windkrafträder im Pfälzerwald, mit ein Grund dafür sei, dass die Windhäufigkeit dort nicht gegeben ist.

Ein Fragenbündel aus dem Publikum bezog sich auf die Finanzpolitik. Eine Frage daraus lautete: Wo sehen sie Möglichkeit außer leere Kassen zu verwalten, etwas für die Talgemeinden zu tun?

Manfred Kirr sieht die Aufgabe der Verbandsgemeindeverwaltung in der Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben, mehr kann nicht geboten werden.

Ausführlicher ging Eric Wenzel die Frage an und schlug in seinen Überlegungen einen konzeptionellen Rahmenplan vor zu legen wie man die einzelnen Gliedgemeinden in Zusammenarbeit mit der Verwaltung zukunftsweisend leitet. Mann sollte kein Stückwerk machen sondern quasi einen Rahmenleitplan für die Gemeinden erstellen, ein Fahrplan in Richtung Zukunft.

Eine Frage die Thomas L. Kratz nur schwer beantworten kann. Er sieht keinen finanziellen Spielraum seitens der Verbandsgemeinde, bei 30 Millionen Schulden, die Gemeinden finanziell zu unterstützen. Kratz bemängelte auch ein fehlendes Konzept für die nächsten Jahre. Machbar hält Kratz die Unterstützung der Gemeinde in Verwaltungsangelegenheiten, wie zum Beispiel bei schnelleren Genehmigungsverfahren etc. Auch setzt sich Kratz für den Erhalt des Kuckucksbähnel ein und die Angebote der Volkshochschule.

Wie kann sich eine Gemeinde wie Elmstein in Zeiten eines kommunalen Entschuldungsfond, ein eigenständiges Tourismusbüro leisten, fragte der Moderator in Richtung des Kandidaten Kratz. Thomas L. Kratz, Ortsbürgermeister der betreffenden Gemeinde möchte den Tourismus in Zukunft weitertreiben. Leider klappt das in der Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde nicht so gut. Gute Ansätze sieht er in der Wertschöpfung des Tourismus, der zur Zeit in der sogenannten Dorfmoderation mit Fachleuten besprochen wird. Auch gibt es keine Vollzeitkraft für den Tourismus in der Gemeinde. Die betreffende Fachkraft ist noch für andere Aufgaben eingesetzt.

Eine weitere direkte Frage richtete sich an den FWG Kandidaten Eric Wenzel. Warum er sich gegen den kommunalen Entschuldungsfond ausspricht. Die Antwort kam prompt mit dem Argument, dass der Kommunale Entschuldungsfond die Bürger/innen finanziell belastet mit steigenden Steuererhöhungen und steigenden Abgaben, desweiteren werden die Ausgaben gekürzt. Wenzel nennt ein Beispiel aus seiner Heimatgemeinde, wo Zuschüsse für Kindergärten von 3000 Euro drastisch auf 1000 Euro gekürzt wurden, zu einem Zeitpunkt wo man über die Zukunft der Verbandsgemeinde spricht. Anschaulich und verständlich erläutert Wenzel anhand gegebener Zahlwerte die nach seiner Meinung unwirtschaftlichen Aspekte des kommunalen Entschuldungsfont, der letztendlich keine Entschuldung der Kommunen bringen wird. Er gibt noch den Hinweis, dass ohne den vorgesetzten Entschuldungsfond eine Gemeinde jederzeit Einsparungen vornehmen könnte, dann jedoch selbst aussuchen könnte wo dies geschehen soll.

Manfred Kirr gibt zum Thema Entschuldungsfond zu bedenken, dass wenn die Kommunen nicht bereit sind zu sparen eine Zwangsverwaltung kommen wird.

Sieben Jahre hat der Ortsbürgermeister Thomas L. Kratz in seiner Gemeinde gespart. Jetzt sieht er dies vor dem Sparzwang des auferlegten Diktats als einen großen Fehler. Besser wäre es gewesen mehr Geld in den zurückliegenden Jahren auszugeben, dann hätte man jetzt mit dem Sparen keine so große Probleme.

Die Situation der Verbandsgemeindewerke, ein sorgenvolles Thema, das Moderator Jörg Schmihing als nächstes in die Kandidatenrunde warf. Dieses Thema lastet schwer auf der Verbandsgemeinde: 16,3 Millionen Euro Schulden beim Abwasserwerk und 2,2 Millionen Euro Schulden beim Wasserwerk. Innerhalb der letzten 10 Jahre ist der Gebührensatz für den Kubikmeter Schmutzwasser von 2.45 Euro auf 4.15 Euro geklettert, eine Steigerung von fast 70 %.

Wie weit sollen die Gebühren in der Verbandsgemeinde noch steigen? Weniger Bürger bei gleichbleibenden Unterhaltungskosten ergibt zwangsläufig eine höhere Gebühr. Auch hier ist ein Bevölkerungswachstum die beste Lösung. Wenzel sieht auch große Fehler in der Vergangenheit, als der Frischwasserpreis als ein politischer Preis festgesetzt wurde und sich nicht an den tatsächlichen Berechnungsgrundlagen orientierte. Diese Sünde muss die heutige Generation begleichen. Im Abwasserbereich wurde vor Jahren in der Gemeinde Iggelbach versäumt, fristgerecht eine Abrechnung zu vollziehen. 2 Millionen DM mussten daraufhin abgeschrieben werden, ein Versäumnis, das letztendlich alle Bürger kollektiv in der Verbandsgemeinde tragen müssen. Auch sieht Wenzel im Fehlen einer Frischwasserringleitung innerhalb der Verbandsgemeinde eine erhöhte finanzielle Belastung.

Thomas L. Kratz sieht das Dilemma in den Gemeindestrukturen. Die Verbandsgemeinde ist keine Einheitsgemeinde sondern eine Flächengemeinde. Kratz gab seinem Vorredner Wenzel recht, dass es seitens der Verwaltung in  der Vergangenheit viele Versäumnisse gab, so beim Bau von Kläranlagen. Kratz hält es auch für falsch Großanlagen zu bauen und setzt eher auf kleinere Einheiten.

Das Rezept von Kirr bei den Werken ist vor allem die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Denkbar wäre es bei den Wasserwerken größere Verbünde anzustreben, jedoch muss dies ausgelotet werden. Einer Wasserringleitung zur Versorgungssicherheit steht Kirr positiv gegenüber.

Eine Frage aus dem Publikum zum Thema Motorradtourismus richtete Jörg Schmihing zuerst an Manfred Kirr, der hierzu keine Angaben machen konnte, glaubt aber die Elmsteiner Straße ist von April bis Oktober gesperrt. Kirr denkt, dass dies zum Schutz der Motorradfahrer geschehen ist.

Den richtigen Ansprechpartner fand der Moderator in Eric Wenzel , selbst ein begeisterter Motorradfahrer. Er begründet sein Ja zum Motorradtourismus, da dies eine Tourismusform ist, welche sehr viel Ertrag abwirft. Ein Motorradtagestourist lässt statistisch gesehen 50 - 60 Euro in der Region, für Tanken, Essen, Trinken und vielleicht auch für Übernachtung.

Tomas L. Kratz ist grundsätzlich nicht gegen den Motorradtourismus, wenn die Motorradfahrer angemessenen Schrittes durch das Tal fahren. Die wenigen Raser müssten dazu gebracht werden, langsamer zu fahren. Letztendlich ist Kratz jedoch  für die Beibehaltung der Sperrung.

Wie können sie als Verbandsbürgermeister dazu beitragen, dass die medizinische Versorgung in den Talgemeinden gewährleistet wird, am Beispiel einer geriatrischen Tagespflege, lautete die nächste Frage.

Kratz, sehr frustriert von Erfahrungen in seiner Gemeinde, weiß mittlerweile, dass Politiker hier nichts ausrichten können. Kirr schloss  sich den Äußerungen seines Vorredners an. Für ihn gäbe es nur die Möglichkeit zu schreiben, jedoch seien die Aussichten auf einen Erfolg nicht sehr groß. Leider ging keiner der beiden Kandidaten auf die eigentliche Fragenstellung ein.

Nicht so der Kandidat Wenzel. Für ihn ist der Standort im Tal sehr interessant für Investoren, da dort der Altersdurchschnitt der Bevölkerung höher ist als im Bundesdurchschnitt. Höherer Altersdurchschnitt bedeutet letztlich auch einen höheren Bedarf an Pflegeplätzen. Entsprechende Investitionen würden sich hier langfristig rechnen.

Im Anschluss an diese Fragerunde war Spontanität gefragt. Halbsätze galt es zu ergänzen.

Ein Industriejob mit einem Bürgermeisteramt zu tauschen ist - Wenzel: einfach, weil die Verwaltung sich den Anforderungen der Industrie annähern muss, damit sie mit der Industrie auf gleicher Höhe sprechen kann, und entsprechend den Service für die Bürger anbieten kann.

Wenn ich auf dem Motoradsattel Platz nehme dann - Wenzel: kann es heiß werden.

Wenn der FC "Wacker" Weidenthal in der Kreisliga anstatt auf Platz 11 auf Platz 1 stünde, dann würde ich - Kirr: mich freuen.

Um einfach richtig auszuspannen gehe ich - Kirr: mit meinem Hund in den Wald und dann bin ich frei.

Als Tischtennisspieler des SV Iggelbach bin ich - Kratz: an der Platte um zu gewinnen.

Wer mich richtig ärgern möchte muss - Kratz: lange bohren.

Die letzte Themenrunde befasste sich mit der kommunalen Gebietsreform. Kooperation oder Brautschau waren die Stichwörter.

Kratz bevorzugt eine Kooperation. Fusionen funktionieren nur dann wenn Kreisgrenzen geöffnet werden.

Die Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) wird bei der ersten Reformrunde nicht dabei sein, da die Einwohnerzahl derzeit über 12 000 liegt. Für Kirr muss sich aber die Verbandsgemeinde irgendwann beugen. Für Kooperation laufen bereits Gespräche, jedoch möchte hierbei Kirr keine kommunale Eigenständigkeiten aufgeben. Ein Hindernis auch die momentan fehlenden EDV-Leitungswege. Für Fusionen blickt Kirr in Richtung Frankenstein, aber hier blockiert derzeit die Kreisgrenze das Vorhaben.

Das oberste Ziel für Kandidat Wenzel ist, aus eigener Kraft die Eigenständigkeit der Verbandsgemeinde zu erhalten. Eine weitere Möglichkeit bestünde in dem Aufnahmeangebot für die beiden Nachbargemeinden Frankenstein und Waldleiningen. Dadurch wäre der Fortbestand der Verbandsgemeinde mittelfristig gesichert. Parallel sollten aber auch Fusionsgespräche mit der Verbandsgemeinde Maikammer geführt werden.

Welche Eigenschaften schätzen die Kandidaten an ihren Mitkandidaten, lautete eine Publikumsfrage.

Thomas L. Kratz an eine hohe Meinung von Manfred Kirr, sieht ihn in seiner jetzigen Position als Büroleiter der Verwaltung gut positioniert. Der beste Mann auf diesem Platz. Für seinen Mitkandidaten Eric Wenzel kann Kratz keine Meinung äußern, da er ihn zu wenig kennt.

Eric Wenzel schätzt an Manfred Kirr seine Art mit den Menschen gut auszukommen und dass er bei seinen Entscheidungen immer darauf bedacht ist, niemanden auf die Füße zu treten. Bei Thomas L. Kratz schätzt er seinen Entschluss für das Amt zu kandieren, trotz vieler Kritiker aus den eigenen Reihen.

Für Manfred Kirr kann sich sein Mitbewerber Kratz sehr gut darstellen und nach außen sehr gut präsentieren. Bei Eric Wenzel schätzt er die Ausdauer, wie er seinen Wahlkampf über die Dauer von zwei Jahren geführt hat, ohne dabei einzubrechen.

In der letzten Runde gab Moderator Jörg Schmihing jedem Kandidaten noch einmal Gelegenheit  für sich kräftig die Werbetrommel zu rühren.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gab es ausreichend Möglichkeiten, sich persönlich mit den 3 Kandidaten zu unterhalten und angesprochene Themen zu vertiefen.

von Harald König