L a m b r e c h t ( P f a l z )   11.01.2014  

Fördervereins Sauerbrunnen – Denkmalpflege Lambrecht e.V.
Hinauf zur Burg
18. Glühweinwanderung zur Burgruine Neidenfels

     
Zum Vergrößern auf Foto klicken

Mehr als 70 Geschichtsinteressierte, Glühweinliebhaber, Wanderer und Wanderinnen, - darunter Mitglieder des PWV Lambrecht und der Lambrechter Naturfreunde - Gäste aus weiterer Entfernung folgten der Einladung des Fördervereins Sauerbrunnen – Denkmalpflege Lambrecht e.V. am 11. Januar 2015.

Ziel der 18. Glühweinwanderung war die Burgruine Neidenfels. Auch die DB hatte einen Vorteil davon, war doch der Treffpunkt die Bahnhaltestelle in Neidenfels. Viele machten von der Zugverbindung Gebrauch und ließen das Auto stehen.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Günther Greb ging die Wanderung durch den Ort steil die Zwerlenbach hoch, den Eichhörnchenweg entlang zur Burg Neidenfels, um die Geschichte der Burg durch den Burgvogt vermittelt zu bekommen. Äußerst kurzfristig – während der Wanderung - musste jener aber seinen Vortrag krankheitsbedingt absagen. Die plötzlich entstandene Lücke konnte spontan durch zwei Vereinsmitglieder ausgeglichen werden, so dass die Teilnehmer historische Informationen über Burg und Umfeld, Werden und Vergehen der Ruine erhielten.

Die Burgruinen Neidenfels und Lichtenstein

Von ihrem Standort erschließt sich ein schöner Blick auf das darunter liegende Dorf Neidenfels, für welches die Burg nicht nur den namentlichen Paten abgibt, sondern auch den geschichtlichen Mittelpunkt bildet. Ihre Errichtung diente wohl dem Schutz für die Wälder und der Straße sowie für die Unterkunft gräflicher Jagdgesellschaften, wobei Hinweise und Zusammenhänge auf Pfalzgraf Rudolf II. als Erbauer der Burg deuten. Demnach könnte ihre Errichtung ab 1331 erfolgt sein. 1338 wurde Burg Neidenfels dann erstmals urkundlich erwähnt.

Bis zu ihrem Untergang blieb die Burg in Besitz der Pfalzgrafen, die sie überwiegend kurpfälzischen Amtsträgern als Lehnsburg überließen. Den Bauernkrieg von 1525 überstand die Burg wohl nahezu unbeschadet, insoweit größere Baumaßnahmen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eher als übliche Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen erscheinen. Vermutlich bereitete dann der 30-jährige Krieg ihren Untergang, indem eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten danach auf eine zumindest teilweise Zerstörung der Burg verweisen. 1689 sprengten französische Truppen unter General Melac dann ihre letzten Reste.

Burg Neidenfels mit ihren Resten über dem Neidenfelser Tal

Ein Neuaufbau erfolgte nicht mehr, lediglich ein Wohnhaus für den Pächter des Schlossgutes wurde noch erstellt (1739). Dennoch erfuhr die Burgruine in den Jahren 1749/50 einen nachhaltigen Eingriff in ihre Substanz durch den kurpfälzischen Forstmeister Georg Franz Glöckle, der Mauerwerk abbrechen ließ, um mit den daraus gewonnenen Steinen die Terrassen im Berghang unterhalb der Burgruine anzulegen. Sein Vorhaben, auf diesen einen Weinberg anzulegen, misslang allerdings. Mit dem Bau einer Klause als Eremitage (vor 1779) wurde dann auch die letzte Baumaßnahme vollzogen. Unter französischer Herrschaft gelangte die Ruine samt Burgberg in Privatbesitz, dann 1875 an den Pfälzer Verschönerungsverein, der erste Sanierungen anging. Nach dessen Auflösung wurde 1935 dann die Gemeinde Neidenfels Eigentümerin der Burgruine.  

Trotz ihrer ruinenhaften Erscheinung weist sie noch eine Anzahl der typischen Merkmale auf, die sie als ehemals stattliche und wehrhafte Burg charakterisieren. So etwa Halsgraben, Ringmauer, Zwinger, Schießscharten, Schalentürme z. T. mit Feuerwaffenscharten,  Felsenkeller, Tonnengewölbe, Treppenturm, Zisterne, Burgbrunnen u.a.

Möglicherweise gibt uns ihr Name einen Hinweis auf einen engen Zusammenhang zur nahen Ruine von Burg Lichtenstein. Denn in der Deutung von "Neid" als "Nied" i. S. von "nieder oder nach" könnte zum Ausdruck kommen, dass in Bezug zum Lauf des Hochspeyerbaches im Tal die Burg Neidenfels die niederhalb aufgeführte Burg war, während sich oberhalb des Bachlaufs Lichtenstein erhob. Deren Entstehung geht frühestens mit der Greifbarkeit des nach ihr sich benennenden Geschlechts einher, wofür das Jahr 1219 anzuführen ist. Da sich die Häupter der Lichtensteiner untereinander wohl arg zerstritten, rief dies Speyer auf den Plan, das 1281 die Burg schleifte. - So weit der geschichtliche Abriss!

Nach den geschichtlichen Fakten nahmen die Zuhörer gerne das Angebot einer Führung von Gerald Lehmann mit Detailerläuterungen zu Merkmalen über die Bauweise der Burg an.

Den obligatorischen Glühwein einer solchen Veranstaltung genoss die Wanderschar nach einem weiteren Fußmarsch ins Hintertal in der PWV Lichtensteinhütte.

 

von Günther Greb
Geschichtliche Recherche: Gerald Lehmann
Fotosr: Ewald Metzger