N e i d e n f e l s    20.05.2011  

Männerchor 1886 Neidenfels e.V.
125 Jahre Chorgesang in Neidenfels
Der Männerchor Neidenfels feiert, hat aber gleichzeitig auch einige Sorgen

Am vergangenen Wochenende feierte der Männerchor 1886 Neidenfels e.V. sein 125-jähriges Vereinsjubiläum mit einem Festakt. Beginn und Ende der Veranstaltung gestaltete der Chor selbst mit jeweils zwei Liedvorträgen.

Der 1. Vorsitzende des Männerchors Karl Wirtz begrüßte die Gäste und versetzte sie ins Gründungsjahr 1886 indem er diverse historische Ereignisse aus dem Gründungsjahr aufzählte, wie z.B. die „Erfindung“ von Coca Cola., aber auch schnell zu dem Problemen der Neuzeit wechselte: Dem Chor fehlen Männer ! Dies ist in diesem Verein kein demographisches Problem – die Altersstruktur ist in Ordnung – aber ein Mengenproblem. Es sind einfach zu wenige Sänger. Außerdem drücken den Verein finanzielle Sorgen, denn sein wunderschönes Sängerheim ist in die Jahre gekommen und es stehen einige Renovierungsarbeiten an, die nicht einfach aus der Portokasse zu zahlen sind. Hier rief der Vorsitzende zu Spenden auf. Dann übergab Karl Wirtz das Ruder an Heinz Seiler, der durch den Abend führte.


Hartmut Doppler (rechts) ehrt Guido Vatter für 25 Jahre aktive Tätigkeit als Sänger.
Links steht der 1. Vorsitzende des Vereins, Karl Wirtz.

Die Festrede zum Jubiläum hielt Hartmut Doppler, Präsident des Chorverbandes der Pfalz und Vizepräsident des Deutschen Chorverbandes. Er ging auf die Anfänge des Chorgesangs als Freizeitbeschüftigung ein und skizzierte deren Bedeutung mit den Bonmots „in Deutschland wurde die Demokratie erturnt und ersungen“ und „Bist Du von der Arbeit müde, finde Kraft in einem Liede“. Gleichzeitig bescheinigte er dem Männerchor, dass er auch mit 18 Männern noch ein hörenswerter Chor mit Volumen und Ausstrahlung ist. Aber natürlich sieht er die Entwicklung in den Chören weg vom „Mehrgenerationensingen“ hin zu neuen Stilrichtungen (Jazz, Rock, Pop) und Darbietungsformen (mit Tanz, Kostümen, Multimedia-Unterstützung ..). Er empfiehlt dem Chor bei der Nachwuchssuche nicht nur einfach nach neuen Sängern zu suchen, sondern sich neuen Ideen zu öffnen und vielleicht mit Projektchören (zeitlich, thematisch begrenzt) dauerhafte Mitsänger zu gewinnen, auch wennn dies vielleicht bedeutet den bisherigen Chorgesang aufzugeben. Der Chor würde dann wenigstens als Verein überleben und weitere Jubiläen feiern können.


Rie Mattil (links) beeindruckte mit ihrem Können das Publikum,
begleitet am Klavier von Loretta Sojnikow (rechts).

Als musikalischen Höhepunkt hatten sich die Männer die Sopranistin Rie Mattil eingeladen, die mit dem auch in Europa bekannten und populären Volkslied aus ihrer japanischen Heimat „Sakura, sakura“, dem Lied für Singstimme und Klavier „Frühlingsmorgen“ und zwei Opernarien die ganze Bandbreite ihres Könnens demonstrierte. Am Klavier wurde sie von Loretta Sojnikow begleitet. Sojnikow ist im Tal bekannt, sie leitet den Volks-Chor Lambrecht und begleitet auch andere Solisten und Chöre. In dieser Funktion hat sich auch schon mit dem Männerchor gearbeitet.


Karl Wirtz (rechts) und Werner Lautensack präsentieren stolz die besonders
persönlich gestaltete Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied

Die Geschichte des Vereins in Bildern und mit eigenen Anekdoten vorzutragen, übertrug der Verein seinem Mitglied Werner Lautensack. Dieser wurde anschließend zum Ehrenmitglied ernannt. Besonders ausführlich widmete sich Werner Lautensack den einzelnen „runden“ Jubiläen, besonders herausragenden Festen und dem Bau des vereinseigenen Sängerheims. Der Verein hat ohne Kredite ein Schmuckstück geschaffen und Werte generiert, die jetzt erhalten werden müssen und deshalb Geld kosten, dass der Verein im „Normalbetrieb“ nicht erwirtschaften kann. Lautensack kommt zum gleichen Schluß : Der Verein braucht Spenden.

Den Reigen der Gratulanten eröffnete Regierungsdirektor Achim Martin, der die Grüße von Landrätin Sabine Röhl (Schirmherrin des Jubiläums) und der Kreisverwaltung überbrachte. Hans Seibert vertrat den erkrankten Verbandsbürgermeister Herbert Bertram. Für beide ist ein solches langjähriges ehrenamtliches Engagement ein wichtiger Baustein im Gemeindeleben. Dies unterstreicht auch Ortsbürgermeisterin Sybille Höchel und gönnt dem Verein die Tatsache die letzte frauenfreie Bastion in Neidenfels zu sein.

Den Abend nutzte der Vorsitzende Karl Wirtz zur Ehrung seiner langjährigen Mitstreiter/-innen und ehrte für 25 Jahre Mitgliedschaft Stefanie Buschmann, Georg Keller, Inge Neubert, Ursula Schott und Guido Vatter. Guido Vatter wurde vom Chorverband auch für 25 Jahre aktives Singen geehrt. Die Ehrung nahm Hartmut Doppler vor. An dem Abend fehlten Gerhard Glatz, Maria Sauer und Thea Vatter.

Für 60 Jahre treue Mitgliedschaft sind noch Toni Appler, Harry Mertschuweit und Horst Schoberwalter zu ehren. Sie fehlten krankheitsbedingt.


von Ewald Metzger