F r a n k e n e c k   29.05.2012  


Am Zusammenfluss, bei der Brücke, wo die Wildwasser Hohspira und Spira zusammenfließen…
Engagierter Vortrag von Franz Neumer Senior über die Gründung der Zwillingsgemeinden Waldleiningen und Frankeneck

Zu einem umfassenden und informativen Vortrag über die Gründung und Geschichte der Zwillingsgemeinden Waldleiningen und Frankeneck hatte der Nikolausverein gemeinsam mit dem Papiermacher- und Heimatmuseumsverein ins katholische Pfarrzentrum Frankeneck eingeladen. Als Referent konnte Franz Neumer Senior aus Hochspeyer , langjähriger Kommunalpolitiker und Heimatforscher aus Leidenschaft, gewonnen werden.

Er ging zunächst der Frage nach, wie es überhaupt zur Gründung der beiden Dörfer kam. Schon lange Zeit vor der offiziellen Gründung hatten sich Menschen in den Tälern niedergelassen und gingen in den großen Waldgebieten ihrem Handwerk nach. Es waren dies hauptsächlich Köhler, Harzbrenner und Pechsieder.

Seit dem Jahre 1370 waren die Frankenweiden als kurpfälzisches Lehen, früher Reichslehen, im Besitz von Pfalz-Zweibrücken und Leiningen-Heidesheim bzw. Leiningen-Hartenburg. Zwischen beiden Herrschaften kam es immer wieder zu Streitigkeiten wegen der Vergabe von Weiderechten, der Verpachtung von Wiesen und der  Waldnutzung.  Aufgrund eines Gutachtens, das von dem leiningenschen Forstmeister  Eberstein im Hinblick auf die zu erwartende Trennung des gemeinsamen Besitzes - Falkenburger Wald und Frankenweiden - ausgearbeitet wurde, entschied sich das Haus Leiningen für die Frankenweiden. Im Jahre 1785 wurde dies zwischen Herzog Karl II. von Pfalz-Zweibrücken und dem Fürsten Karl Friedrich Wilhelm von Leiningen vertraglich geregelt.  Leiningen erhielt die freie Nutzung aller Floßbäche, auf denen das Holz aus allen betroffenen Waldungen transportiert werden konnte, und damit die freie Flößung gegen die gewöhnlichen Abgaben bis an die Kreuzbrücke bei St. Lambrecht. In der betreffenden Urkunde heißt es: “Am Zusammenfluß, bei der Brücke, wo die Wildwasser Hohspira und Spira zusammenfließen”. Hier endete seit 977 das Gebiet des Klosters St. Lambert, das Herzog Otto, Sohn Konrads des Roten, in diesem Jahr gegründet hatte.

Am 7. Mai 1785  beriet eine Kommission des Fürsten von Leiningen, wie man den wirtschaftlichen Nutzen der Frankenweiden steigern könne.  Die in den verschiedenen Tälern für sich hausenden Untertanen wurden zusammengezogen und zwar einmal am Leinbach auf der rechten Bachseite - links davon lag die Herrschaft Hochspeyer - und zum anderen am Ausgang des Speyerbachtals westlich der Kreuzbrücke.  Dort entstanden Waldleiningen und Frankeneck.

Für alle Siedler, ob sie aus den Tälern kamen oder von leiningenschen Dörfern an der Haardt wie Ungstein, Kallstadt, Herxheim, Erpolzheim, Leistadt, Weisenheim u.a. galten die gleichen Bedingungen. Bauplätze wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Der neue Untertan mußte Haus, Stall und Schuppen nach einem von der Herrschaft vorgeschriebenen Plan auf eigene Kosten errichten und “längstens bis Martini (11. Nov. 1786)” damit fertig sein. Vielen ging das Geld aus und sie mußten bei der Herrschaft Kredit aufnehmen, der bei 5 Prozent Zins auch gewährt wurde.  Für jedes Haus waren die genauen Maße und die Zimmereinteilung vorgegeben.  Um den Untertanen eine wirtschaftliche Basis zu geben, wurden in Waldleiningen 80 Morgen Wald gerodet und am Leinbach 10 Morgen Wiesen angelegt. Leider fehlen die Größenangaben für die Rodungen in Frankeneck. Es durften sich ein Bäcker, ein Schuhmacher, ein Schneider und ein Schmied ansiedeln. Die übrigen sollten als Holzmacher ihr Brot verdienen. Im übrigen hatten sich alle “eines stillen, christlichen und ehrbaren Lebenswandels zu befleißigen”.

Jeder Siedler erhielt eine schriftliche Erlaubnis mit folgendem Wortlaut: “Supplicirendem ………..(Name) aus ……….(Ort) wird hiermit von Uns die gnädigste Erlaubnis ertheilt, nach denen unterm 12. October anni currendi ihm von Unserer nachgesetzten Rentkammer vorgelegten Conditionen sich in Frankeneck (bzw. in Waldleiningen) anzubauen. Dürkheim, den 14ten November, Carl, Fürst zu Leiningen.”

Fürst Karl Friedrich Wilhelm zu Leiningen hatte die Patente mit eigener Hand am 14. November 1785 unterzeichnet. Dies ist der Tag der Gründung der Dörfer Frankeneck und Waldleiningen.

Der Referent ging in seinen weiteren Ausführungen noch auf viele Details ein. So berichtete er  über Ansiedler, deren Namen, Beruf und Herkunft. Auch die Einwohnerstatistik für beide Orte war Gegenstand seines Vortrages. Alle  diese Einzelheiten hatte er akribisch aus vorhandenem Schrifttum sowie aus dem Fürstlich leiningenschen Archiv Amorbach/Odenwald und dem Landesarchiv Speyer zusammengetragen.   Auch die unterschiedliche Weiterentwicklung der beiden Orte - Waldleiningen blieb im wesentlichen ein Holzhauerdorf, Frankeneck entwickelte sich später zu einem Papiermacherdorf - wurde von Franz Neumer ausführlich besprochen.  Für seinen engagierten Vortrag erhielt er von den Zuhörern starken Beifall. Veranstaltungsleiter Heiner Oppermann sprach dem Referenten Dank und Anerkennung aus .   

 

von Heiner Oppermann