W e i d e n t h a l    13.07.2014  

Glencairn Whisky-Club Weidenthal
Weidenthaler Whisky-Club pflegt
Verbindungen zum Saale-Holzland Kreis

Alte Freundschaften gefestigt und neu belebt



Die frühere Partnerschaftsbeauftragte des Saale-Holzland-Kreises Dörthe Riebold im Kreise der Weidenthaler Whiskyfreunde
bei der Besichtigung der "Rotkäppchen-Sektkellerei" in Freyburg

        

        
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Die Freundschaft zwischen Vereinen und Bürgern der Gemeinde Weidenthal und dem Saale-Holzland-Kreis gehen bis auf das erste Holzlandfest 1997 in Weidenthal zurück. Große Verdienste daran haben in erster Linie der damalige Weidenthaler Ortsbürgermeister Ernst Niederberger und vom SHK die Partnerschafts-Beauftragte Dörthe Rieboldt sowie der Heimatkundler und Autor Dr. Uwe Träger. Schnell wurden enge und freundschaftliche Kontakte entwickelt, die sich teilweise bis heute gehalten haben und in gegenseitigen Besuche gipfeln. Von Anfang an mit dabei  auf Weidenthaler Seite auch der FC „Wacker“ mit den seinerzeitigen  Vorsitzenden Rüdiger Laub und Herbert Laubscher.

Die beiden Weidenthaler waren auch im letzten Jahr mit von der Partie, als der noch junge Whisky-Club des Dorfes zu einer Whisky-Tasting-Ausfahrt in den Hunsrück startete. Und damals auch dabei die Freunde aus Thüringen. Sie hatten extra einen ihrer Besuche in die Pfalz so terminiert, dass sie an dem für sie neuen Erlebnis Whisky auch teilnehmen konnten. Die Freundschaft zum „Wasser des Lebens“ ist zwar nach wie vor zwiespältig, doch die Bande zwischen Pfälzern und Holzländern wurde weiter vertieft, was dann auch dieser Tage nun in und um Bad Klosterlausnitz herum weiter besiegelt wurde.

Die Pfälzer Wunschliste hinsichtlich von Unternehmungen vor Ort wurde noch ausgebaut und bestens abgearbeitet. Nach der Ankunft in Bad Klosterlausnitz war erstes Ziel das neue Heimatmuseum im „Alten Sudhaus“. Altbürgermeister Gerald Reimann führte durch die Räumlichkeiten und hatte viel zu erzählen. Ganz überraschend konnten dabei viele Übereinstimmungen zwischen dem Thüringer Holzland und dem Pfälzerwald ausgemacht werden.

Am Abend war dann die „Mieze“ reserviert, ein kleiner, aber ganz feiner Gourmet-Tempel in Bad Klosterlausnitz. Für einen Whisky-Club nicht ganz unwichtig, Chef Thomas Büchner hat eine prima Auswahl an besten Whiskys im Angebot und bringt mit „Thüringer-Whisky-Bratwürsten“ auch ein ganz spezielles, aber geschmacklich hervorragendes und exklusives Mahl auf den Tisch. Man muss sich fragen, warum sind die sonst so findigen Pfälzer Köche noch nicht auf diese tolle Idee gekommen. Und noch eine Überraschung hatte der Feinkost-Mann auf Lager. Er hat die Markenrechte am traditionsreichen „Holzland-Bräu“ erworben und verkauft das süffige Helle in 2-Literflaschen, im Lokal und auch über die Theke. Zu Whiskys passende Eigenkreationen von Trüffeln und Pralinen runden das Ganze einfach sensationell ab. 

Prickelnd sollte es gleich am nächsten Tag weiter gehen. Die Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg (Unstrut) war als weiteres hochprozentiges Ziel auserkoren. Die Kellerei ist an 365 Tagen im Jahr für Besucher geöffnet. Bei einem hoch interessanten Rundgang durch die historischen Gebäude und Gewölbe erfährt man alles über die faszinierende Geschichte des Hauses sowie den komplexen handwerklichen Prozess der Sektherstellung – von der Komposition der Cuvée über die Sektreife, bis hin zum Verschließen der Flaschen mit den roten Kappen, die dem Sekt seinen Namen geben. Die in Wein und Sekt nicht ganz unerfahrenen Pfälzer staunten über derlei Sehens- und Wissenswertes ein ums andere Mal und waren schlicht von der Führung begeistert, nebst Probe natürlich. 

Das Mittagessen wurde im Biergarten mit dem ältesten Baum von Jena,  dem Braugasthof „Papiermühle“ eingenommen, einem der besten Restaurants der Region. Das Thüringer Nationalgericht Rouladen mit Rotkraut und Knödeln mundete einfach hervorragend. Aber wie könnte es auch anders sein, das Ziel war mit Bedacht ausgewählt. Neben Obstbränden werden hier auch Thüringer Whiskys  destilliert die es in sich haben. Derzeit im Angebot, ein dreijähriger Whisky mit 55 % und ein fünfjähriger Whisky mit sage und schreibe 75 %. Das haben selbst die weitgereisten Whiskyfreunde aus „Willows Valley“ noch nicht erlebt. Bei der letztgenannten Direktabfüllung wird gleich Wasser samt Pipette zum Selbstverdünnen mit gereicht. Es darf aber auch gerne pur genippt werden, so der diskrete Hinweis dazu.

Nach der Rückkehr zur Pension stand dort bereits eine Pferdekutsche bereit. Die  Kremserfahrt führte ins romantische Mühlental bei Eisenberg. Vorbei auch am Haus einer ganz starken und berühmten Persönlichkeit, Milo Barus. Emil Bahr, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, erwarb sich 1930 den Titel „Stärkster Mann der Welt“ und verteidigt ihn danach in London, Kalkutta, Kairo, Buenos Aires und New York. Der Kraftsportler stemmte Pferde, zog einen vollbesetzten Bus mit den Zähnen und hob Straßenbahnen aus den Schienen. In der Naupoldsmühle  genoss man dann noch Kaffee und Kuchen bei einem kurzen und Sintflutartigen Starkregen. Das kleine Mühltal-Museum im alten Backhaus der Mühle beherbergt unter anderem auch ein paar Relikte aus dem Leben von Milo Barus.   

Dann hatten die Pferde nochmals Schwerstarbeit zu verrichten. An die 5 km führte die Reise bis hinauf zum geschichtsträchtigen Gasthaus „Zur Kanone“ in Tautenhain. Hier soll Napoleon 1806 auf dem Weg zur Schlacht bei Jena und Auerstedt eine defekte Kanone zurückgelassen haben. Daher auch der Name dieser alten und sehr beliebten Dorfwirtschaft. Im dazugehörigen Hotelneubau übernachteten neben Delegationen des Landkreises Bad Dürkheim auch schon die „Alten Herren“ des FC „Wacker“ bei einem ihrer vielen Vereinsausflüge. In der „Kanone“ auch mit dabei Helmut Triemer, ein in Weidenthal bekannter und beliebter Leitermacher aus Bad Klosterlausnitz. Man hatte sich viel zu erzählen. Natürlich auch von den Holzlandfesten in der Pfalz. Der heute 87jährige ist noch topfit und sein Witz und Humor sind legendär. Ein wirklich freudiges Wiedersehen für alle Seiten.

Traumwetter am nächsten Tag. Zunächst mal war ein Besuch im etwas skurrilen und eigenartigen Mutz-Museum in Kraftsdorf angesagt. Ein Spezial-Tipp von Uwe Träger, der sich diebisch auf das was da Kommen sollte freute. Der Mutz als Lieferant des Fleisches für den berühmten Mutzbraten ist ein zur Zeit nur noch  im Thüringer Holzland vorkommendes eierlegendes Wollmilchschwein, das den Bayerischen Wolperdingern oder auch den Pfälzer Elwetritsche Wesensähnlich ist. Der Mutz ist nicht ganz ungefährlich, da er mit Strom aufgeladen wird. Einige Naturverbundene Thüringer erkannten, dass der vom Aussterben bedrohte Mutz Schutz braucht und gründeten 1990 den „Unnützen Verein der Freien Mutzfänger Thüringen“. Er hat derzeit 220 Mitglieder und ist in 12 Ortsgruppen organisiert. In dem kleinen Museum wird Wesen und Leben des Mutz drastisch aber auch einfühlsam dargestellt. Ist man in der Gegend, sollte man hier unbedingt einen Besichtigungsstopp einlegen. McSpieli wurde die große Ehre zuteil, die Prüfung als „Treiber der freien Mutzfänger Thüringen“ ablegen zu dürfen und bestand diese, entsprechend ausgestattet, mit Bravour. Vom Präsidenten des „unnützen Vereins“ Jochen Viererbe erhielt er das damit verbundene Diplom ausgehändigt. Klare Sache, dass alle Anwesenden bei der Zeremonie mit einem Reagenzglas mit Mutzblut anstießen und dem neuen Treiber alles Gute wünschten.  

Am Nachmittag war eine Floßfahrt auf der Saale gebucht. Sie führte in etwas mehr als zwei Stunden von Camburg nach Großheringen. Mit auf dem Floß auch der ehemalige Bürgermeister von Weißenborn René Pooch, der zur Pfalz und hier insbesondere nach Wachenheim, ebenfalls viele freundschaftliche Kontakte hat. Bei Bier und Thüringer Bratwürsten konnte man die Seele baumeln lassen und die schöne Natur genießen. Beim gemeinsamen Schmettern von Pfälzer und Thüringer Liedgut wurde zwar nicht immer der richtige Ton getroffen, doch machte dies der Sache keinen Abbruch. Insbesondere nach dem einen oder anderen Whisky, der wundersam aus McHerbies Rucksack zum Vorschein kam.

So fanden dann am Abend in der „Mieze“, übrigens so benannt nach der herzförmigen Delikatess-Zuchterdbeere „Mieze Schindler“, wunderschöne, informative und stimmungsvolle Tage bei guten Freunden im Saale-Holzland-Kreis einen gelungenen Abschluss. Herbert Laubscher bedankte sich bei den Gastgebern für die tolle Betreuung mit einem Pfälzer Weinpräsent. Von dort wurde signalisiert, dass man gerne mal im Herbst zum „Neie Woi“ in die Pfalz kommen wird. Darauf freuen sich Pfälzer und Holzländer gleichermaßen.

 

von Herbert Laubscher