W e i d e n t h a l    Kerwe 1955  

Gemeinde Weidenthal

Kerwe im Dorf der frohen Feste
Kerwe vor 50 Jahren


"Straußbuwe“ 1955
von links: Franz Ziegler, Günter Eimer, Karl Milloth, Franz Dohn, Karl Fettig, Friedel Burckhardt, Roland Borger, Horst Schuler, Heinz Schied, Heiner Flederer, Heiner Sieler, Heinz Bleh und Heini Storck

Wahredahler Kerwe vor 50 Jahren
Nach Umzug der "Straußbuwe" und §Kerwered" wurde die Kerwe eröffnet

Die Weidenthaler sind bekannt für ihre große Feierlaune. Nicht umsonst wird die Waldgemeinde, als das „Dorf der fröhlichen Feste“ genannt. Auch vor 50 Jahren, 1955, gab es viele Gelegenheiten gesellig zu sein und zünftig und vergnügt zu feiern. Aber das höchste Fest im Ort war und ist auch heute noch die „Waredahler Kerwe“. Damals, Heinz Bleh, ehemaliger „Straußbub“ erinnert sich noch gut daran, standen auf dem Kerweplatz ein Kinderkarussell, eine Schiffschaukel, ein „Schnägesstand“, ein Losstand und eine Schießbude. Gegessen und getrunken wurde in den Gasthäusern des Dorfes – obligatorisch der Kerwetanz an den 3 Kerwetagen im Gasthaus Erb und in der Turnhalle mit handgemachter Musik. 

Begonnen hatte die Kerwe 1955 mit dem Kerweumzug am Sonntagmittag. Der heute übliche große Kerweumzug beschränkte sich damals auf die „Straußbuwe“ in Begleitung der Blaskapelle Franz Grünebaum. Während die jungen Burschen zu Fuß unterwegs waren, saßen die Musiker auf dem Fuhrwerk vom „Ecker Fritz“. Der von zwei stämmigen Pferden gezogene Wagen war mit Bäumchen geschmückt. 

Der Weg durchs Dorf war lang. Er begann am Ortseingang beim „Ecker Jockel“ und führte bis zum Kerweplatz. Die „Straußbuwe“ trugen, für diese Zeit typisch, weiße Hemden, dunkle Hosen, weiße Schürzen und bunte Schals um den Hals, die mit der Hülle einer Streichholzschachtel hochgezogen wurden. Auf dem Kopf trugen sie die „Kreissäge“ einen runden flachen Strohhut. Am Gürtel bunte Bänder und in der Hand die Flasche Wein. 


Vorneweg der Kerweredner Heinz Schied in weißer Hose und schwarzen Frack, den „Schwalbenschwanz“, - eine Papierblume angesteckt, den schwarzen Zylinder auf dem Kopf

Der große buntgeschmückte Kerwestrauß wurde abwechselnd getragen. An jeder Wirtschaft auf dem Weg zum Kerweplatz wurde er aufgesteckt. Dort bekamen die „Straußbuwe“ was zu trinken gereicht.

Vorm Haus des damaligen Bürgermeisters Otto Monath wurde ein weiterer kurzer Stop eingelegt und Friedel Burckhardt trug ein Begrüßungsspruch vor. Wieder wurde ein kräftiger Schluck Wein genommen. 

Am Ziel angekommen, versammelten sich die Bürger auf dem Platz zwischen der evangelischen Kirche und Schulhaus. Der Kerweredner Heinz Schied und die „Straußbuwe“ standen oben auf dem Schulhof. 

Zur „Kerwered“ stieg Heinz Schied auf eine hohe Klappleiter. Unter ihm wurde ein großes Buch kopfüber hochgehalten. Darin allerlei Peinlichkeiten von Weidenthaler Bürger und Ereignisse vom letzten Jahr. 

Kerweredner 1955
Heinz Schied 

Zu hören war unter anderem eine lustige Begebenheit vom Eisenbahner Heiner Schwender aus dem Geiseck, der beim Ausführen seiner Sau bemerkte, dass diese gesundheitliche Probleme hatte. Auf Rat von Metzger Hans Schraß sollte er zu Dr. Olschar gehen und er rief noch hinterher, den Krankenschein nicht zu vergessen. 

Die Rede war auch von Adam Lorenz der im Schliertal auf einem falschen Grundstück Sand abtransportierte. 

Die Gemeindevertreter wurden aufgefordert gegen das „dreckige Krottenloch“, den Badeweiher was zu unternehmen. 

Im Forstamt wieherte der Amtsschimmel, als eine 62 jährige Weidenthalerin bei der Anstellung für Waldarbeiten ein Formular unterschreiben musste, dass sie zur Zeit kein Kind erwartet. 

Auch der Dorfschmied Max bekam in der „Kerwered“ sein Fett ab. Nachdem er mit dem großen Schmiedehammer ein Moped reparierte, landete er samt dem Fahrzeug bei einer Probefahrt im Graben.

Zur „Konztraubenernte“ bei strömenden Regen hatte Archivar Heinrich Stuckert eine zündete Idee und band seinen Regenschirm an die höchste Bohnenstange.

Als die Männer vom „8.Club“ beim „Halbkränzel“ der Tanzschule Ludwig Weinzierl im Gasthaus Bauer in Esthal waren und der Heimweg zurück über den Berg in stockdunkler Novembernacht angetreten wurde, zogen sie ihre Hosen aus und liefen in ihren langen weißen Unterhosen, um sich nicht zu verlieren.

Auch über die Frauen wurde gelästert, über die Schminke und das sie jetzt Hosen tragen würden. 

Nach der „Kerwered“ verteilten sie die Besucher auf dem Kerweplatz oder gingen zum Kerwetanz.

Drei Tage feierten die Weidenthaler ihre Kerwe. Sie endete endete am Dienstagabend mit dem Kerwebegräbnis.

von Harald König