W e i d e n t h a l    05.09.2006  

Gemeinde Weidenthal

Zu Gast bei Freunden auf der Weidenthaler Kerwe
"Waredahler" Kerwe vor 50 Jahren


Die Weidenthaler "Straußbuwe" 1956
Reihe oben von links : Karlheinz Stöckel, Gerhard Heisig, Robert Dohn, Willi Kretner, Manfred Boor, Walter Burckhardt.
Reihe mitte von links: Roland Borger, Edwin Schmidt
Reihe unten von links: Erich Laubscher, Ludwig Ackermann, Karl Stumpf, Paul Angel

Dass die Weidenthaler zünftig feiern können ist seit jeher bekannt. Das höchste Fest in der schmucken Waldgemeinde ist und bleibt die Kerwe. Auch vor 50 Jahren, im Jahre 1956 feierten die Weidenthaler mit ihren Gästen ein ausgelassenes Kerwefest.

Am Morgen des Kerwesonntags wurde der Umzugswagen und der Kerwestrauß durch die "Straußbuwe" geschmückt. Der "Ecker Fritz" (Friedrich Laubscher) hatte auf seinem Fuhr-Wagen hohe Bäumchen gestellt und zwei stämmige Pferde eingespannt.

Die "Straußbuwe" waren junge Burschen des Dorfes im Alter von 18 und 19 Jahren, - Jahrgang 1936/37. Sie trugen für diese Zeit typisch, weiße Hemden, dunkle Hosen, weiße Schürzen und bunte Schals um den Hals, die mit der Hülle einer Streichholzschachtel hochgezogen wurden. Auf dem Kopf trugen sie die "Kreissäge" einen runden flachen Strohhut. Am Gürtel bunte Bänder und in der Hand die Flasche Wein. Auch ein großer Krug wurde mitgeführt.

Auf dem Kerweplatz in der Dorfmitte stand ein Kinderkarussell, eine Schiffschaukel, ein "Schnägesstand", ein Losstand und eine Schießbude. Gegessen und getrunken wurde in den Gasthäusern des Dorfes - obligatorisch der Kerwetanz über die Kerwetage im Gasthaus Erb und in der Turnhalle, mit handgemachter Musik.

Ludwig Ackermann, damaliger Kerweredner erinnert sich noch gut an das Jahr 1956, holt ein Album aus dem Schrank mit Bilder der damaligen Zeit. Auch seine Kerwerede hat er gleich zur Hand. Erinnerungen werden wach und er erzählt wie es damals war, vor 50 Jahren, in dem Jahr als der Verfasser des Berichtes wenige Monate zuvor das "Licht der Welt" in der Klingentalstraße erblickte.

Offizieller Kerwebeginn war am Sonntagmittag mit dem Kerweumzug. Der Weg durchs Dorf war lang. Er begann am Ortseingang beim alten Bahnhof und führte Richtung Oberdorf. Auf dem Wagen vom "Ecker Fritz" saßen die Musiker unter der Leitung von Franz Grünebaum. Doch zuvor gruben die "Straußbuwe" am Wiesenhang beim (alten) Bahnhof, - heute Parkplatz an der Bundesstraße - die Kerwe aus.


Kerweredner 1956 war Ludwig Ackermann, a
ssistiert von Robert Dohn

Nun ging es mit Musik durchs Dorf. An jeder Wirtschaft ein kurzer Halt. Der Strauß wurde aufgesteckt und ein kräftiger Schluck spendierten Wein getrunken. Der Halt vorm Haus des Bürgermeisters Otto Monath mit einer kurzen Begrüßungsansprache ebenfalls obligatorisch.

Bei den "neuen Häuser" im Oberdorf wurde gedreht und es ging zurück zum Kerweplatz. Dort wurde nach der Begrüßung der Kerwegäste die Kerwerede von Ludwig Ackermann lauthals verlesen, denn eine Mikrofonanlage gab es damals nicht. Dabei stand der Redner auf einer großen Klappleiter auf dem Schulhof. Das Buch kopfüber gehalten vom Straußbub Robert Dohn.

Es gab Anekdoten zu hören über die Kinofreunde, Autoscooter fahren ohne Geld, von Hoppe, hoppe Reiter und die Pferde, von einem kleinen Unternehmer, von harten Dampfnudeln, von einem Zimmer ohne WC , von der dicken Frau am Reitschulplatz .......... Zum Schluss wurden die Kerwebesucher zum "Wilhelm" (Wilhem Monath - Gasthaus Erb) eingeladen, zur ersten Tanzrunde.

Am Dienstagabend wurde die Kerwe in Form einer Flasche Wein nach kurzer Traueransprache am Lindenbaum in der Hindenburgstraße beerdigt. Ein alter Kranz vom Friedhof besorgt, wurde an der "Friedenslinde" angenagelt und blieb dort für einige Tage hängen.

Text zu den Bildern: l

 

von Harald König